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Neuburgweier

Historische Kurzfassung des Stadtteils Neuburgweier

Ein kurzer Streifzug durch die Neuburgweierer Geschichte

Historisches Foto "Gasthaus zu den drei Lilien" in Neuburgweier

Die Geschichte Neuburgweiers ist eng verknüpft mit der Geschichte von Neuburg am Rhein. Entstanden ist die Ortschaft Neuburgweier als Weiler des Ortes Neuburg, der auf die vermutlich um 1100 n. Chr. am rechten Rheinufer erbaute „Neue Burg“ zurück geht. Erstmals urkundlich erwähnt wird Neuburgweier in einem Teilungsvertrag der Brüder Otto und Eberhard von Eberstein aus dem Jahr 1219. Ab 1259 befanden sich die Orte im Besitz der Grafen von Lichtenberg, bevor sie 1383 an den Pfälzischen Kurfürsten verkauft wurden. Von 1540 bis 1590 waren die Orte an die Freiherrn von Fleckenstein verpfändet.

Im Jahr 1592 bewirkte ein natürlicher Rheindurchbruch die Trennung der beiden Orte Neuburg und Neuburgweier, Neuburg befand sich seitdem westlich des Rheins. Dennoch blieben die beiden Orte politisch miteinander verbunden. Von 1680 bis zum Rijswijker Frieden gehörten die Orte zu Frankreich. Durch den Kreuznacher Staatsvertrag von 1707 gelangte Neuburgweier dann durch einen Tausch gegen sponheimische Besitzungen von der Kurpfalz an die Markgrafschaft Baden-Baden. Das bedeutete die endgültige Trennung von der Muttergemeinde Neuburg.

Der Rheinstrom prägte das Leben der Neuburgweierer zu allen Zeiten. Die fruchtbaren Böden und die Fischerei boten den Menschen eine Lebensgrundlage, durch die Lage in der Rheinaue hatte der Ort aber auch häufig unter Hochwassern zu leiden. Besonders eine Überschwemmung der bestellten Felder in den Sommermonaten hinterließ schwere Schäden für die Bewohner. Auch die Rheinbegradigung durch Tulla löste das Problem nicht dauerhaft.

Die Verbindung nach Neuburg auf die westliche Rheinseite wurde, abgesehen von kurzen Unterbrechungen, über Jahrhunderte durch die Einrichtung einer Fährverbindung gewährleistet.

Der Chor der heutigen St. Ursula-Kapelle stammt noch von der gotischen Kirche in Neuburgweier. Bis zur Trennung von Neuburg bildeten beide Orte eine Pfarrei zusammen. Nach einer Beschreibung von 1683 gehörten zu dieser Zeit in Neuburgweier fünf der neun Familien dem calvinistischen Glauben an. 1776 wurde das baufällige Langhaus der Kapelle durch einen Neubau ersetzt und 1871 in neugotischen Stil umgebaut. Seit diesem Zeitpunkt besteht auch das Patronat der Hl. Ursula.

Im 17. und 18. Jahrhundert hatte die Bevölkerung immer wieder unter kriegerischen Ereignissen zu leiden. Der 30-jährige Krieg und der Pfälzische Erbfolgekrieg hinterließen eine Spur der Verwüstung.

Im 18. und besonders im 19. Jahrhundert kam es allgemein zu einem starken Bevölkerungswachstum. In Neuburgweier lebten 1814 178 Personen und 1885 bereits 489. Dies führte zu einem starken Wachstum der Orte und im Zusammenhang mit der Realteilung zu einer Verarmung der Bevölkerung. Elf Personen suchten daher im 18. Jahrhundert ihr Glück in der Auswanderung nach Südosteuropa und im 19. Jahrhundert wanderten etwa 44 Personen vorwiegend nach Nordamerika aus.

Mit der Industrialisierung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wandelte sich Neuburgweier vom Bauerndorf hin zur Arbeiterwohngemeinde. Vornehmlich die Männer fanden ihr Auskommen in der aufstrebenden Stadt Karlsruhe. Die Familien betrieben nebenher noch eine kleine Landwirtschaft zur Deckung des Eigenbedarfs.

Die steigenden Bevölkerungszahlen zwangen die Gemeinde, immer neue und größere Schulgebäude zu errichten. 1874 wurde ein Schul- und Rathaus erbaut und 1908 ein neues Schulhaus eingeweiht. 1931 eröffnete die katholische Kirche einen Kindergarten in Neuburgweier.

Der erste Weltkrieg traf auch die Neuburgweierer Bevölkerung hart. 23 Gefallene waren zu beklagen.

Der Bau der festen Rheinbrücke in Maxau führte dazu, dass 1935 das dortige Zollamt nach Neuburgweier verlegt wurde. Der Zuzug zahlreicher Zollbeamter und ihrer Familien hatte maßgeblichen Einfluss auf die Bevölkerungsstruktur. Bis zu seiner Auflösung im Zuge des Schengener Abkommens 1994 bestand das Zollamt.

Die Herrschaft der Nationalsozialisten ab 1933 prägte mit ihren Organisationen und Machtstrukturen auch den Alltag der Neuburgweierer. Als Bürgermeister wurden fast überall Mitglieder der NSDAP eingesetzt, ab 1934 versah Josef Schneider dieses Amt in Neuburgweier. 1933 bzw. 1935 erfolgte das Verbot der Arbeitervereine und der katholischen Organisationen.

1938/39 wurde Neuburgweier in den Westwall einbezogen und mehrere Bunker und Verteidigungsanlagen auf der Gemarkung errichtet. 51 Neuburgweierer fielen im 2. Weltkrieg. Nach der Einnahme des Ortes durch die französische Armee in den ersten Apriltagen 1945 unternahm die Wehrmacht einen Versuch, den Ort zurück zu erobern. Dabei kamen über 50 Soldaten ums Leben und einige Häuser, darunter das Rathaus, wurden zerstört.

Nach dem Ende des Krieges gehörte Neuburgweier zunächst der französischen und dann der amerikanischen Besatzungszone an. Die Einsetzung unbelasteter Bürgermeister und die ersten Gemeinderatswahlen 1946 markierten den demokratischen Neubeginn. 1949 konnte das Rathaus wieder bezogen werden.

Ab 1946 nahm die Gemeinde Neuburgweier rund 250 Flüchtlinge und Vertriebene auf. Besonders problematisch war die Unterbringung der vielen Menschen, die Gesamtbevölkerung wuchs um ca. 25%.

Ab den 1950er-Jahren erlebte Neuburgweier einen großen Aufschwung. Neue Baugebiete wurden erschlossen, der Ort dehnte sich vor allem zum Rhein hin aus. 1952 wurde die neue St. Ursula-Kirche eingeweiht, die alte Kapelle ging in den Besitz der evangelischen Kirche über. Ende der 1950er-Jahre konnte die zentrale Wasserversorgung fertig gestellt werden.

Der Bau des Bildungszentrums gemeinsam mit Forchheim und Mörsch ab 1969 bildeten den Beginn einer engen Zusammenarbeit der drei Gemeinden, die schließlich nach langwierigen Verhandlungen und unter großem politischem Druck zu einem Zusammenschluss der drei Gemeinden zum 1.1.1975 führte.


Weitere Informationen zur Geschichte von Neuburgweier:

Dauerausstellung im Museum zur Siedlungsgeschichte im PAMINA-Raum

Stadt Rheinstetten (Hrsg.): 25 Jahre Rheinstetten, 2000

Ortsgemeinde Neuburg (Hrsg.): Neuburg am Rhein – Ortschronik, 2001