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Stimmungsvolle Atmosphäre

| Museum


Rheinstetten feiert mit vielen Gästen in Neuburgweier seine Museumsnacht

Museumsnacht 2019
Höhepunkt und Abschluss einer gelungenen Veranstaltung: die Sand-Art-Show von Sabrina Fackelli

Die weithin sichtbare Illumination in leuchtendem Pink lockte am Abend vor Christi Himmelfahrt viele Menschen an. Sie sorgte auf dem Platz vor dem Rathaus in Neuburgweier bei „Nachts ums Museum“ zu einer stimmungsvollen Atmosphäre voller Wärme und Gemütlichkeit. „Over The Rainbow“ und andere Klassiker wie „Yesterday“ von den Beatles, gespielt von Johannes Landhäußer an der Klarinette, begleitet von Peter Schorb am E-Piano und die laue Frühsommernacht taten ihr Übriges.

In der St. Ursula Kapelle sorgten Annette Seifried und ihr Gitarrist Volker Schäfer mit ihrem „Resümee aus 4 Jahrzehnten“ für einen würdevollen, musikalischen Auftakt. Vor der Kapelle stimmte derweil der Gesangverein Liederkranz Neuburgweier die Anwesenden mit ihren beschwingenden Gesangsdarbietungen in den Abend ein. Damit reihte Rheinstetten-Neuburgweier seine traditionsreiche Nacht rund um das Pamina-Museum in die Veranstaltungen der 800-Jahrfeier ein. Ein angeschlossener Kunsthandwerkermarkt und weitere Attraktionen sowie kulinarische Angebote, so von den Eltern des Fördervereins der Rheinwaldgrundschule, den Müttern des Sankt-Ursula-Kindergartens, dem Palca-Kreis oder dem Heimatverein, erwarteten die rund 1800 Besucher.

360 Besucher nutzten die nächtliche Gelegenheit, die sehr gut gestaltete und aufbereitete Sonderausstellung „800 Jahre Neuburgweier – ein Gang durch die Geschichte“, ausgewählt und eingerichtet von Annelie Lauber und Sabine Seeger vom Stadtarchiv, im Museum anzusehen. Christian Spörl vom Heimatverein freute sich über das große Besucherinteresse. „Uns war wichtig, dieses Jahr mehr Vereine mit ins Boot zu holen – und mehr Künstler“ sagte Jana Bohn, die Kultur- und Veranstaltungskoordinatorin der Stadt Rheinstetten. Clown Aldorini formte aus Ballons Tiere und Blumen für die Kinder. Dave Domino rollte sein Tischchen direkt an die Bierbänke, um den staunenden Zuschauern seine Zaubertricks vorzuführen, während „Jazzarias“ – Schlagzeug, Kontrabass, E-Piano – die Hockete am Hauptplatz zwischen Museum und St. Ursula-Kapelle mit Jazz-Standards unterhielt. Etliche Kunsthandwerkerstände mit Selbstgemachtem sorgten für entspannte Marktstimmung. Auch der Kunstverein, der sein fünfjähriges Bestehen feierte, so seine Vorsitzende Marion Konz-Zappe, bot eine „Kreative Dosis“ an, unter dem Motto „Mach dir selbst ein Bild!“. Zum furiosen Finale malte Sabrina Fackelli („ich spiele gern im Sand!“) mit sicherem Strich Bildergeschichten in ihren Sandkasten, die via Kamera an eine Hauswand projiziert wurden.

Sonderausstellung „800 Jahre Neuburgweier – ein Gang durch die Geschichte“ läuft bis 23. Juni

Die Sonderausstellung „800 Jahre Neuburgweier – ein Gang durch die Geschichte“ ist noch bis einschließlich 23. Juni im Paminamuseum in Neuburgweier zu sehen. „Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus“ verkündete OB Sebastian Schrempp in der St. Ursula-Kapelle bei der Eröffnungsveranstaltung. Sie erfreute sich regen Zuspruchs. Die Kirchenbänke waren fast alle besetzt.

Er dankte Annelie Lauber und Sabine Seeger vom Stadtarchiv, die die Eckdaten zur Geschichte und den Lebensverhältnissen in Neuburgweier zusammengetragen und für die museale Präsentation aufbereitet haben. Archivarin Lauber führte die Zuhörer in ihrem Vortrag zurück ins Jahr 1219, als Neuburgweier erstmals urkundlich in einem Teilungsvertrag der Brüder Otto und Eberhard von Eberstein erwähnt wurde. Ursprünglich war Neuburgweier nur ein Weiler von Neuburg, wie die Namen „Nuenburc et Wilre“ nahelegen, beide waren damals aber bereits ausgebaute Ortschaften mit allen Rechten. Erst der natürliche Rheindurchbruch ab 1590 zwischen den beiden Orten versetzte Neuburg auf die linke Rheinseite, was jedoch nichts an ihrer politischen Verbindung änderte.

Über die Jahrhunderte wechselten die Orte mehrmals die Besitzer, zwischendurch noch zu Frankreich gehörend, gelangte Neuburgweier 1707 an die Markgrafschaft Baden-Baden und vollzog so die politische Trennung von Neuburg.

Die Rheinauenlandschaft versprach neben der Fischerei als Erwerb einerseits fruchtbaren Boden für die Landwirtschaft, aber andererseits drohten Überschwemmungen durch Hochwasser. Erst der 1934 errichtete Damm sorgte dauerhaft für Sicherheit. Viele Einwohner arbeiteten in Fabriken in Karlsruhe und so wurde der Wechsel vom Bauerndorf zur Arbeiterwohngemeinde vollzogen.

Die Fähre existierte seit dem 13. Jahrhundert als letzter Rheinübergang vor Frankreich, verlor aber mit dem Bau der Rheinbrücke zusehends ihre Bedeutung. Neuerdings wüsste man die Autofähre allerdings wieder zu schätzen, wie Lauber schmunzelnd anmerkte. In der Zeit des Nationalsozialismus wählten zu Beginn nur wenige die NSDAP – 27 Prozent im Vergleich zu 45 Prozent in Baden. Mindestens fünf Fälle von Zwangssterilisierung als Folge der verbrecherischen Rassengesetz und „Rassenhygiene“ sind bekannt. Nach dem Krieg wurden 250 Heimatvertriebene aufgenommen, was einen Bevölkerungszuwachs von 25 Prozent bedeutete. 1975 erfolgte der Zusammenschluss mit Mörsch und Forchheim zu Rheinstetten. 2018 wurden 2 466 Einwohner gezählt.

Abschließend lud Archivarin Lauber die Besucher ein, „den Gang durch die Geschichte“ buchstäblich im Museum nachzuvollziehen, wo übersichtlich gestaltete Tafeln mit Dokumenten und Exponaten wie einer historischen Glocke von 1805 diese Geschichte lebendig werden lassen. (m.f.G.d.BNN, J. Hotz)

 

Öffnungszeiten der Sonderausstellung sind am 10. Juni, 16. Juni, 20 Juni und 23. Juni im Paminamuseum von 14 Uhr bis 17 Uhr.


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