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Integration ist kein Selbstläufer

| Geflüchtete Menschen in Rheinstetten


Saikou Bojang und Peter Schwarz

Spätestens seit 2015 ist das Thema Integration wieder in aller Munde und immer noch, nach vier Jahren, aktueller denn je. Wie kann die Integration von Flüchtlingen mit Bleibeperspektive in die deutsche Gesellschaft am besten gelingen? Gibt es ein Patentrezept? Schön wär’s!

In einem nigerianischem Sprichwort heißt es: „Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf“. Das mit dem Kind ist zwar nicht ganz wörtlich zu nehmen, doch zeigt uns dieser Ansatz, dass sich auch bei der Integration einer Person oder einer Familie ein funktionierendes Sozial- und Beziehungsnetz als sehr hilfreich und fördernd erweist.

Das Wichtigste vorweg: Der Wille und Antrieb zur Integration in die neue Gesellschaft muss in erster Linie von der Person selbst kommen. Wenn die aufnehmende Gesellschaft Unterstützung dabei anbietet, kann dieser Prozess viel einfacher und schneller gelingen.

Was die hauptamtlich und ehrenamtlich Tätigen in der deutschen Gesellschaft seit über vier Jahren im Bereich der Integrationshilfe leisten, ist einmalig und von höchstem Anerkennungswert.

Ein sehr gutes Beispiel einer gelungenen Integration ist Saikou Bojang, der sich momentan im dritten Ausbildungsjahr zum Maler und Lackierer beim Malerbetrieb Schwarz in Rheinstetten befindet. Der junge Mann kam im August 2013 von Gambia nach Deutschland. Obwohl er vorerst keinen offiziellen Sprachkurs vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BamF) besuchen durfte, lernte er regelmäßig die Sprache in dem Abend-Sprachkurs in der Gemeinschaftsunterkunft Kutschenweg, der von ehrenamtlich engagierten Rheinstettenern damals angeboten wurde.

„Ich habe hier in Deutschland viele Chancen bekommen“, sagt Saikou. Da bereits volljährig, war er nicht mehr schulpflichtig. So kam er vorerst nicht in die berufsvorbereitende Maßnahme. Als aber ein anderer Teilnehmer dem Unterricht fernblieb, wurde ein Platz frei und er durfte zur Schule gehen. So hat er noch besser Deutsch gelernt und konnte sogar seinen Hauptschulabschluss nachholen.

Saikou erzählt, dass er aus einer Bauernfamilie aus Gambia stammt. Harte Arbeit auf dem Feld ist er von klein auf gewohnt und obwohl seine Familie auf Bildung keinen großen Wert legte, hatte er das Privileg, eine Schule besuchen zu dürfen. Das hat ihm den Antrieb gegeben: Er wollte unbedingt eine Ausbildung machen.

Seinem Chef und Ausbilder Peter Schwarz war bereits nach zwei Wochen Praktikum im Betrieb klar, dass er Saikou als Azubi nehmen wird, so motiviert und fleißig war er. „Den darfst Du nicht mehr gehen lassen!“, appellierten seine Kollegen.

Die Schule gelingt ihm gut, dank der Unterstützung des Nachhilfeunterrichtes, der unter anderem auch durch Ehrenamtliche organisiert wurde. Auch zu seiner Arbeit im Betrieb geht er sehr gern, da die Kollegen und der Chef fast schon wie eine Familie für ihn sind. „Saikou ist außergewöhnlich. Es ist selten, dass jemand so ein großes Lerninteresse hat“ lobt ihn Peter Schwarz.
Saikou bekommt sehr viel Unterstützung in allen Lebensbereichen von seinem Chef und den Kollegen.

Woher nimmt er täglich diese Motivation? Im ersten Ausbildungsjahr hatte er nur sein Lehrlingsgehalt und keinen Anspruch auf Ausbildungsbeihilfe, womit er unter dem Existenzminimum lebte. Trotzdem stand er jeden Tag auf und ging mit Freude zur Arbeit. Saikou sagt, es liegt in seiner Natur: „Chancen nutzen, wenn ich was will, dann mache ich es einfach!“ Eine Einstellung, die zwar viele Leute vertreten, aber nur wenige so konsequent verfolgen wie Saikou. Der Spaß und der Arbeitswille treibt ihn an, weiter zu machen: „Wenn ich zur Arbeit gehe, bin ich glücklich.“

Als nächstes Ziel steht der Führerschein an, er möchte seine Ausbildung erfolgreich beenden und weiter als Maler und Lackierer arbeiten. Vielleicht macht er irgendwann auch eine Meisterprüfung. Dass er das schafft, daran hat sein Chef keinen Zweifel.

Durch Fußballspielen im Verein, Mitwirken im Theater, Kontakte zu ehrenamtlichen Paten und den dadurch neu gewonnenen Freundschaften im Ort, fühlt er sich hier in Rheinstetten zu Hause und in der Gesellschaft angekommen.

Dieses Beispiel von dem jungen Mann zeigt uns sehr deutlich, dass der wichtigste Teil einer gelungen Integration die eigene Motivation ist. Saikous Überzeugung ist: „Wenn man sich hier ein Leben aufbauen will, muss man alle Chancen nutzen die man bekommen kann. Man muss jeden Tag etwas machen. Jeden Abend muss man darüber nachdenken, was man an diesem Tag getan hat. Nur so kommt man vorwärts.“


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