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Informationen zu Windenergie in Rheinstetten / Thema 4: Inanspruchnahme von Flächen

| Windenergie


Wieviel Platz würden die Anlagen in Anspruch nehmen?

Beim Forum Energiedialog gehen Mails von Rheinstetter Bürgerinnen und Bürgern ein, die wir direkt beantworten. Der Mailwechsel mit einem Bürger spricht Fragen an, die sich vermutlich viele Menschen stellen. Daher soll er im Folgenden (in anonymisierter Form) abgedruckt werden. Bei ihm geht es vor allem um die Frage, wieviel Platz die Anlagen benötigen. Kurz gesagt, es geht um die Größe eines Fußballfeldes – wobei Teile der Fläche nicht dauerhaft benötigt werden.

 

Mail vom 15. April 2021

Sehr geehrter Herr Dr. Ewen,

in unserem Familienkreis werden die Themen Energiewende, Umweltschutz und Klimawandel intensiv diskutiert. Gestern wurde ein Film im TV gesendet, der uns nachdenklich gemacht hat. Ich bin nicht gegen Windenergie, möchte aber Kosten, Umweltbelastung und Nutzen abwägen.

Meine Fragen:

Wie breit wird die Zufahrtstrasse, wo verläuft sie (für Anlieferung, versiegelte Fläche)?

Im Film spricht man von ca. 40 m² Fundament, wie groß und wie tief ist es bei uns?

Ragt das Fundament ins Grundwasser, ist das Grundwasser gefährdet? Wasserschutzgebiet?

Müssen Rückstellungen für den Abbruch in x Jahren gebildet werden oder zahlen die Demontage unsere Nachkommen?

Bleibt das Grundstück im Besitz der Stadt?

Wie viele Windräder sind im Endausbau genehmigt?

Diese und vielleicht noch weitere Fragen sollten vor der Abstimmung / Bürgerbefragung beantwortet werden.

Freundliche Grüße

NN

Antwort vom 16. April 2021

Sehr geehrter Herr NN,

vielen Dank für Ihre Mail. Ich habe mir die Sendung angeschaut, leider ist der Beitrag etwas einseitig. Als Forum Energiedialog versuchen wir, die verschiedenen Seiten ausgewogen anzusprechen.

Zu Ihren Fragen:

Wie breit wird die Zufahrtstrasse, wo verläuft sie (für Anlieferung, versiegelte Fläche)?
Wo genau die Zufahrt ist, wird geklärt, wenn der Windpark konkret geplant wird. So weit ist man noch nicht in Rheinstetten. Aber was man jetzt schon weiß: Es geht um ein landwirtschaftliches Gebiet (Stiftäcker), das bereits von asphaltierten Wegen erschlossen ist. Bestehende landwirtschaftliche Wege müssen nur wenig verbreitert werden, außer in engen Kurven.

Was den Flächenbedarf angeht, lege ich Ihnen eine Grafik bei, die der eingeladene Experte beim Bürgertisch in Durmersheim gezeigt hat. Die gesamte Präsentation finden Sie unter Forum Energiedialog | Durmersheim (energiedialog-bw.de)

Im Film spricht man von ca. 40 m² Fundament, wie groß und wie tief ist es bei uns? Ragt das Fundament ins Grundwasser, ist das Grundwasser gefährdet? Wasserschutzgebiet?
Das Fundament ist eher noch größer, es hat einen Durchmesser von mindestens 20 Metern mit entsprechend eher 400 als 40 m2 Fläche. Die Tiefe ist bis zu 4 Meter. Immerhin müssen diese Fundamente einen bis zu 170 Meter hohen Turm stabilisieren, an dem sich bis zu 80 Meter lange Flügel bewegen. In der Regel ragen die Fundamente nicht ins Grundwasser und sind grundsätzlich auch in Wasserschutzgebieten (Zone 3) zulässig. Immerhin ist es reiner Stahlbeton, der auch bei anderen Bauwerken im Untergrund verbaut wird. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens wird auf jeden Fall eine genaue wasserrechtliche Prüfung durchgeführt.

Für Fundament, Turm und Flügel wird eine Menge Material benötigt, das auch bei der Herstellung Energie kostet. Ökobilanzen zeigen aber, dass die bei der Herstellung von Beton, Stahl und glasfaserverstärktem Kunststoff freigesetzte Menge an CO2 von einem modernen Windrad innerhalb des ersten Betriebsjahres wieder eingespart wird.

Müssen Rückstellungen für den Abbruch in x Jahren gebildet werden oder zahlen die Demontage unsere Nachkommen?
Es müssen Rückstellungen gebildet werden, das wird im Genehmigungsverfahren sichergestellt.

Bleibt das Grundstück im Besitz der Stadt?
Ja, es würde lediglich auf Zeit verpachtet.

Wie viele Windräder sind im Endausbau genehmigt?
Wie gesagt, es gibt noch keinen konkreten Plan. Aber man geht davon aus, dass auf die für die Windenergie ausgewiesene Fläche drei moderne Anlagen passen.

Lassen Sie mich zum Schluss noch eine persönliche Anmerkung anfügen:
Der Klimawandel bedroht uns und unsere heimatliche Natur massiv. Wenn man die Bürger mitnimmt, die Gesetze beachtet und eine Massierung vermeidet, sind begrenzte Eingriffe in meinen Augen vertretbar und der Ausbau der Erneuerbaren Energien unabdingbar. Ob das konkrete Grundstück in Rheinstetten aus Sicht von Naturschutz, Wasserschutz, Bodenschutz und Lärmschutz geeignet ist, kann und will ich nicht beurteilen. Das wird im Genehmigungsverfahren durch das Landratsamt geprüft.

Danke für die Fragen, wir werden sie im Zuge der Info-Serie im Amtsblatt aufnehmen. Gerne können Sie mich auch weiter anmailen oder anrufen, wenn Sie weitere Fragen haben.

Ihnen ein schönes Wochenende

Christoph Ewen

Antwortmail am 16. April 2021

Vielen Dank Herr Ewen,

meine Bedenken sind restlos ausgeräumt. Hätte ich mit meinen Fragen noch einen Tag gewartet, hätte ich in "Rheinstetten aktuell" die Serie gesehen und gewartet, was alles berichtet wird. Aber der Film hatte mich zum Nachdenken angeregt.

Danke für Ihre ausführliche Beantwortung meiner Fragen.

schönes Wochenende und herzliche Grüße

NN

Grafik der in Anspruch genommenen Fläche:

Neben der Aufstellfläche für den Mast und das Fundament benötigt man Flächen für die Aufstellung eines Krans, der in 170 Meter Höhe das Maschinenhaus und die Flügel montiert. Dazu kommen Rüst- und Montageflächen sowie die direkte Zuwegung. All diese Flächen müssen dauerhaft freigehalten werden, etwa für den Fall, dass etwas repariert werden muss. Daneben gibt es Lager- und weitere Montageflächen, die nur während der Bauphase benötigt werden und danach wieder für die landwirtschaftliche Nutzung freigegeben werden. Pfeifer (2020) spricht von insgesamt 6.000 m2 (0,6 Hektar) je Windenergieanlage, andere Quellen sehen knapp 10.000 m2 (1 Hektar) beansprucht – etwa die Hälfte davon dauerhaft. Zum Vergleich: Ein Fußballfeld nach Bundesligastandard misst 68 * 105 Meter, das ergibt 7.140 m2 (etwa 0,7 Hektar).

Pfeifer, 2020: Windenergieanlagen - und was Kommunen tun können? Vortrag von R. Pfeifer im Rahmen des Bürgertischs zur Windenergie in Durmersheim, Forum Energiedialog (www.energiedialog-bw.de).  


Das Forum Energiedialog Baden-Württemberg ist ein Landesprogramm, das Kommunen Beratung, Durchführung und Moderation von Veranstaltungen, Konfliktklärung, Klärung fachlicher Fragen sowie weitere kommunikative Leistungen im Zusammenhang mit Anlagen der erneuerbaren Energien anbietet (www.energiedialog-bw.de). In Rheinstetten unterstützt das Forum Energiedialog die Stadt bei der Publikation einer regelmäßigen Inforeihe zu verschiedenen Themen der Windenergie.

Unter www.rheinstetten.de/windenergie erhält man weitere Informationen und kann sich für einen Newsletter anmelden.

Bei Fragen sind Dr. Christoph Ewen (E-Mail 0175 29 75 888) und Bettina Vollmer (E-Mail 0160 78 69 408) ansprechbar.


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