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Infoabend über Hochwasserrückhalteraum "Bellenkopf/Rappenwört"

| Polder


„Wir machen uns Sorgen“ – das war die zentrale Aussage von Bürgern aus Neuburgweier bei der Informationsveranstaltung über den geplanten Hochwasserrückhalteraum (Polder) „Bellenkopf/Rappenwört“ zwischen südlich Neuburgweier und dem Rheinhafendampfkraftwerk Karlsruhe im Zuge des integrierten Rheinprogrammes (IRP). Seit der Bürgerinfo 2008 in Neuburgweier wurde die Planung durch den Verfahrensträger, den Landesbetrieb Gewässer beim Regierungspräsidium Karlsruhe, in Zusammenarbeit mit Gutachtern und Institutionen fortentwickelt. Der aktuelle Stand wurde jetzt von zahlreichen Fachleuten in Moderation von Horst Kugele vom Regierungspräsidium ausführlich vorgestellt.

Wie mehrfach berichtet, ist dort ein gesteuerter Polder mit ökologischen Flutungen vorgesehen, der von den Bürgern, so der Eindruck bei der Veranstaltung, auch nicht infrage gestellt wird. Es ist vor allem ein Thema, das die Bürger beunruhigt: Was passiert nach der Dammverlegung nahe an die Bebauung mit dem Grundwasserspiegel und sind die geplanten Maßnahmen ausreichend und sicher? Die Planung sieht vor, in den Hauptdamm XXV parallel zum Rhein fünf Ein- und Auslassbauwerke einzubauen, über die dann die Flutung des Polders gesteuert werden kann. Um Fauna und Flora an die möglichen Überflutungen zu gewöhnen und wieder Auenwälder zu schaffen, wie es sie früher gab, soll es regelmäßig ökologische Flutungen geben.

Der alte Damm soll abgetragen und ein neuer Damm (Hauptdamm XXV a) entlang der Bebauung Marienstraße geführt werden. Zwischen Damm und Bebauung ist zudem ein Entlastungsgraben geplant, der bei steigendem Grundwasser dieses zum Pumpwerk Süd am Dammfeld ableiten soll, wo es in den Vorfluter Federbach gepumpt wird. Bei Füllung des Polders kommt es auch zu einem Ansteigen des Grundwassers im Stadtteil Neuburgweier. Dem soll nach der Planung durch 14 Grundwasserentnahmebrunnen begegnet werden, mit denen der Grundwasserstand geregelt werden soll.

Viele Bürger befürchten, dass dies nicht funktioniert, befürchten Wasser in ihren Kellern, fürchten vor allem um den Wert ihrer Immobilien. Seitens des Arbeitskreises Hochwasserschutz Rheinstetten forderte Ortschaftsrätin Elisabeth Ganßmann, den Polder nicht wie geplant bereits am „Fruchtkopf“ beginnen zu lassen, sondern erst knapp südlich des Fermasees, was allen Druck von Neuburgweier nehmen und die Brunnen verzichtbar machen würde. Die geringfügige Verkleinerung des Polders könnte durch eine kleine Anhebung des Stauziels ausgeglichen werden.

Einen anderen Lösungsvorschlag unterbreitete Rheinstettens früherer Bürgermeister Dr. Bertold Treiber, von Haus aus Wasserbauingenieur, der aufgrund seiner Fachkenntnisse schon federführend war, als es darum ging, eine Staustufe Neuburgweier zu verhindern. Er schlägt vor, den alten Damm zu belassen, wie er ist und den neuen wie geplant nahe der Bebauung zu errichten. Allerdings soll der Entwässerungsgraben weitaus tiefer, bis ins Grundwasser, angelegt werden als geplant. Eine Auswirkung auf den Grundwasserspiegel – Abfluss durch den tiefen Graben – könnte durch eine einfach Sperre verhindert werden. Auf die Brunnen könnte dann verzichtet werden. Diese Lösung sei kostengünstiger, sicherer und ökologischer. Je näher der Damm an der Bebauung sei, umso geringer sei der Einfluss aufs Grundwasser, so Treiber.

Das Planfeststellungsverfahren, das vom Landratsamt Karlsruhe geführt wird, hat erst begonnen. Die Unterlagen gehen jetzt den Trägern öffentlicher Belange, also auch der Stadt Rheinstetten zu, die dann bis Ende März 2012 Zeit haben, ihre Stellungnahmen abzugeben. Im Zuge der Offenlage in der zweiten Jahreshälfte können dann auch die Bürger ihre Bedenken und Anregungen anbringen, ehe der Abwägungsbeschluss erfolgt.(m.f.G.d.BNN)


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