Der Bürgertreff in Neuburgweier war die Auftaktveranstaltung zum Jubiläumsjahr der Stadt Rheinstetten. Hierzu konnte Ortsvorsteher (OV) Gerhard Bauer nicht nur viele Ehrengäste, sondern vor allem zahlreiches Publikum in der voll besetzten Halle begrüßen. Verbunden mit den Neujahrswünschen ging er kurz auf die derzeit allgemein schwierige Gesamtsituation ein, die nur zu meistern sei, wenn alle gemeinsam zusammenstehen. Mit dem diesjährigen Bürgertreff, seinem letzten vor seiner Amtsübergabe an seine designierte Nachfolgerin Julia Becker zum Ende des Jahres, wolle er jedoch ein positives Zeichen setzen und es mit dem kulturellen Teil noch einmal richtig krachen lassen.
Im Hinblick auf die Entwicklung von Neuburgweier ging er im Wesentlichen auf das Baugebiet Baumgarten ein, in dem bezahlbarer Wohnraum sowie barrierefreie und seniorengerechte Wohnungen entstehen sollen. Das Baugebiet sei wichtig für die Entwicklung von Neuburgweier und solle deshalb auch zeitlich nicht verschoben werden. Die Stadtbau Rheinstetten GmbH könne hier bei der Erstellung von Gebäuden eine zentrale Rolle spielen, wünscht sich der Ortsvorsteher.
Weiteres wichtiges Thema für Neuburgweier ist die Fertigstellung des Polders Bellenkopf-Rappenwört. Hier erhofft sich Gerhard Bauer einen Fortschritt, nachdem das Regierungspräsidium aufgrund des Gerichtsbeschlusses endlich Gesprächsbereitschaft zeigt.
Viele Anregungen aus dem Ortschaftsrat, wie die gärtnergepflegten Grabfelder auf dem Friedhof in Neuburgweier, die Parkplätze für Elektrofahrzeuge und ein Car-Sharing-Standort auf dem Parkplatz der Festhalle, konnten endlich abgehakt werden.
Positiv zu verzeichnen war, dass der Glasfaserausbau in Neuburgweier im Dezember für 5,6 Mio. € an die Netze BW vergeben wurde. Diese Maßnahme wird von Bund und Land mit 90 % bezuschusst. Die Gesamtsumme muss nach Aussage von Oberbürgermeister Sebastian Schrempp jedoch bis zur Auszahlung des Zuschusses vorfinanziert werden.
Neu vom Ortschaftsrat beantragt wurden Maßnahmen zur Innenrenovierung der Festhalle und die Verbesserung der Beschallungsanlage auf dem Friedhof, damit auch im Außenbereich eine vernünftige Übertragung erfolgen kann.
Zum Abschluss ging OV Bauer noch auf das 50-jährige Jubiläum des Rheinstettener Zusammenschlusses ein. Der Gemeinderat von Neuburgweier hatte erst nach der damaligen Zusage, einen Ortschaftsrat zu bilden, dem Zusammenschluss zugestimmt. Dieser hat mit zur weiteren Entwicklung von Neuburgweier beigetragen und damit auch dafür gesorgt, dass die kritischen Stimmen aus den Anfangsjahren längst verstummt sind. Bauer gratulierte auch zu allen Stadtjubiläen: „Ich freue mich auf die gemeinsamen Feierlichkeiten!“
Auch Oberbürgermeister Sebastian Schrempp brachte in seiner Ansprache die Freude auf das kommende Jahr zum Ausdruck: „Wir wollen gemeinsam unter dem Motto ‚[D]eine Stadt. Rheinstetten‘ unsere starke Gemeinschaft und den unverwechselbaren Charme unserer Stadt feiern. Spannende Veranstaltungen, Begegnungen und unvergessliche Momente liegen vor uns.“ Vor allem freue er sich auf das große Stadtfest vom 18. bis 20. Juli auf dem Tummelplatz.
Ansonsten blickte er zurück auf „ein Jahr voller Herausforderungen, aber auch ein Jahr, das uns gezeigt hat, wie stark und widerstandsfähig wir gemeinsam sein können.“ Mit ein wenig Sorge blickte er angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten durch die Rezession in der Bundesrepublik, die allgegenwärtigen Herausforderungen des Klimawandels und die geopolitischen Entwicklungen, getrieben von Russland, China, Korea und seit neuestem auch durch die USA mit Blick auf Grönland, Alaska und den Golf von Mexiko auf das kommende Jahr.
Wegen der angespannten finanziellen Lage der Städte und Gemeinden forderte er klar die finanzielle und strukturelle Absicherung durch Bund und Land: „Nur so können wir die notwendigen Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Klimaschutz leisten“, so Schrempp. Dabei vermittelte er einen kurzen Abriss über die in den nächsten fünf Jahren anstehenden Investitionen der Stadt Rheinstetten: 8,5 Mio. Euro seien für die Kanalisation und den Ausbau der Kläranlage um eine 4. Reinigungsstufe geplant, 5 Mio. Euro für ein weiteres Regenrückhaltebecken, 6 Mio. Euro für die Sanierung von Straßen, 7,3 Mio. Euro für den Bau und die Sanierung von Grünanlagen und öffentlichen Plätzen, 1 Mio. Euro für die Wasserversorgung, 4 Mio. Euro für den Bau im Öffentlichen Personennahverkehr, 5 Mio. Euro für die Neuordnung der Sportvereine, 27 Mio. Euro für den Neubau der Grundschule in Mörsch, 7 Mio. Euro für die Sanierung und den Bau von Kindergärten, 10 Mio. Euro für die Sanierung der Ufgauhalle und 5 Mio. Euro für die Sanierung von Wohngebäuden der Stadt.
„Diese dann nahezu 90 Millionen Euro Investitionsvorhaben sind bestückt mit sinnvollen und wünschenswerten Dingen. Und je nach Blickwinkel sind diese Vorhaben auch notwendig.“ Ob dies angesichts der historisch schlechten Haushaltslage in den Städten und Gemeinden machbar sei, wagte er zu bezweifeln und lud alle dazu ein, die Diskussionen im Gemeinderat zu begleiten und sich am Prozess zu beteiligen. OB Schrempp sei fest davon überzeugt, dass alle gemeinsam die Herausforderungen unserer Zeit meistern könnten und forderte auf, „mutig voranzuschreiten, entschlossen zu handeln und dabei immer die Menschen im Mittelpunkt unseres Handelns zu sehen. Vertrauen Sie auf unsere gemeinsamen Stärken und unsere Fähigkeit, Veränderungen als Chancen zu begreifen.“
Musikalisch begleitet wurde die Eröffnung des Bürgertreffs vom Saxophonquartett des Musikvereins Neuburgweier. Durch die unterhaltsamen und hochwertigen Musikbeiträge waren sie der ideale Auftakt zum von OV Bauer angekündigten „kulturellen Höhepunkt des Bürgertreffs“.
Ihm sei es nach 20 Jahren gelungen, Horst Maria Merz zu verpflichten. Ein Neuburgweierer Eigengewächs, ein künstlerischer Tausendsassa, ein grandioser Klaviervirtuose, Chansonnier und Schauspieler. Nach seinen Anfangsjahren in verschiedenen Theatern hat er durch seine Zugehörigkeit zu den Comedian Harmonists und Auftritten mit Walter Plathe, André Rieu und Bob Hope nationale und internationale Bekanntheit erreicht.
Auch Horst Merz freute sich auf seinen Auftritt, der aber kurzfristig durch einen grippalen Infekt gefährdet war. Nach dem Motto: „wenn Weier, ruft bin ich da“, packte er alle Abwehrkräfte zusammen, um es dann auf der Bühne mit seinem Programm: „the best of“ richtig krachen zu lassen. Schon mit seinen ersten Tönen begeisterte er das Publikum. Er spielte auf dem Klavier und sang Lieder von Georg Kreisler, Elton John und Udo Jürgens. Seine schauspielerischen Qualitäten gab er durch Lesebeiträge als Marcel Reich Ranitzki zum Besten. Zum Abschluss gab es stehende Ovationen in der Festhalle und Horst Merz ließ es sich nicht nehmen, sein emotionales Liebeslied an Neuburgweier; „Wieder daheim, Weier vergess ich nie“ als Zugabe vorzutragen.
Nach dem grandiosen Auftritt nutzten alle die Gelegenheit, sich untereinander und auch mit dem Künstler auszutauschen.
Die Bewirtung erfolgte durch den Palca Kreis.