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Hoffnung im Kampf gegen den Kalikokrebs


Erstmals Gewässer vollständig von invasiver Tierart befreit und saniert / Heimische Arten sind zurückgekehrt

Nur einer von 100.000 Kalikokrebsen hat eine blaue Färbung wie dieses Exemplar.
Nur einer von 100.000 Kalikokrebsen hat eine blaue Färbung wie dieses Exemplar.

Am „Dreizack“ in Rheinstetten quaken die Laubfrösche wieder und auch die Königslibellen sind zurück. Die Forscher atmen auf. Biologen der Pädagogischen Hochschule (PH) Karlsruhe sowie der Stadt Rheinstetten ist es gelungen, ein Gewässer erstmals vollständig vom aggressiven Kalikokrebs zu befreien und erfolgreich zu sanieren. Baumstammbarrieren um das Gewässer und Kies auf dem Boden verhindern, dass sich die hochinvasiven Krebse dort ansiedeln. In Rheinstetten hatte man kaum Hoffnung auf Erfolg.

Seit vielen Jahren breitet sich der invasive Kalikokrebs am Oberrhein aus, bedroht einheimische Amphibien und Libellen. „Ettlingen ist noch eine grüne Insel, ansonsten ist der Kalikokrebs schon überall im Landkreis Karlsruhe“, so Professor Andreas Martens, Leiter des Instituts für Biologie an der PH.

Bei Sinzheim laufe ein ähnliches Barriere-Projekt wie in Rheinstetten. „Kollegen waren bislang der Meinung, Zuschütten des Gewässers ist die einzige Möglichkeit gegen den Krebs.“ Eine weitere Strategie seien an Krebsen angebrachte Sender, um Wanderungsbewegungen zu studieren. Demnächst wolle er alle Stadt- und Gemeinde-Oberhäupter im Landkreis ansprechen, um zu sensibilisieren, so Martens.

Der Kalikokrebs ist äußerst robust und frisst Kleingewässer regelrecht leer. Er überträgt zudem die Krebspest und gefährdet einheimische Arten, ohne daran selbst ernsthaft zu erkranken. Im Rahmen des von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg geförderten Forschungsprojekts „Management des invasiven Kalikokrebses zum Schutz von Amphibien und Libellen in Kleingewässern“ haben die Wissenschaftler entsprechende Konzepte entwickelt und untersucht. Umgesetzt hat sie in den vergangenen Jahren die Stadt Rheinstetten.

Eine Baumstammbarriere verhindere, dass die über Land wandernden Krebse zum Gewässer gelangen, und eine Kiesschicht an Ufer und Boden sorgt dafür, dass die Krebse keine Röhren bauen können. Das ist wichtig, weil die Krebse in diesen Röhren sogar das Austrocknen des Gewässers überleben. „Im Dreizack gibt es jetzt eindeutig keine Kalikokrebse mehr“, bilanziert Andreas Stephan, Doktorand am Institut für Biologie und Schulgartenentwicklung. „Seit Monaten haben wir in den 25 Fangsteinen, mit denen wir das Monitoring des Gewässers realisieren, keine Krebse mehr gefangen.“ Stattdessen schlüpfen jetzt am „Dreizack“ wieder Königslibellen und auch der hochgradig schützenswerte Laubfrosch sei zurück, nachdem er in Rheinstetten vom Aussterben bedroht schien.

„Von Ende April bis Mitte Juni haben wir am Dreizack rund 260 Larvenhäute der Großen Königslibelle gefunden“, freut sich auch Andreas Martens. Mit dem „Dreizack“ konnte auch das für den Laubfrosch wichtigste Gewässer in Rheinstetten saniert werden. „Für mich schien die Situation nahezu aussichtslos“, verdeutlicht Martin Reuter, Umweltbeauftragter der Stadt Rheinstetten. Mit Reuter wurde im Zuge des Forschungsprojekts eng zusammengearbeitet. Dieses startete 2017, Projektende ist im Dezember 2020. Das Regierungspräsidium Karlsruhe ist mit dem Referat Naturschutz und Landschaftspflege fachlich eingebunden.

Der aus Nordamerika stammende Kalikokrebs hat sich am Oberrhein seit 1993 dramatisch ausgebreitet. Mit bis zu 495 Eiern pro Weibchen haben Kalikokrebse eine hohe Fortpflanzungsrate und können Massenbestände mit 45 Krebsen pro Quadratmeter Wasserfläche entwickeln, fanden die Forscher heraus. Sie gehen über Land und sind gerade auch eine Gefahr für vernetzte Gewässerbiotope. (m.f.G.d.BNN, rob)

In die Schranken gewiesen: Der hochinvasive, eigentlich in Nordamerika heimische, Kalikokrebs ist seit einigen Jahren auch in der Region auf dem Vormarsch. Erfolge in Rheinstetten machen Hoffnung.


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