Seit 2002 wird der Aktionstag der „Cities for Life“ mit Veranstaltungen durchgeführt, die der Sensibilisierung der Zivilgesellschaft dienen. Sie stärken eine Kultur, die das menschliche Leben auch in schwierigen Umständen achtet. Diese weltweit größte Mobilisierung von Städten lenkt die Aufmerksamkeit gerade in diesen von Kriegen und deren dramatischen Folgen geprägten Zeit auf die Menschenrechte und den Wert des Lebens. In Krisenzeiten benötigen die Menschenrechte besondere Unterstützung, da sie allzu oft anderen Prioritäten wie beispielsweise der Sicherheit oder dem Eigeninteresse untergeordnet werden. Umso größere Bedeutung hat der internationale Aktionstag der „Cities for Life“ in diesen Zeiten, um den Einsatz für die Achtung der Menschenwürde zu unterstützen.
In Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren fast 300 Städte dem Aktionstag angeschlossen (u.a. Berlin, Stuttgart, Bremen, Leipzig, Schwerin, Rostock, Nürnberg, Düsseldorf, Dortmund, Würzburg). Unterschiedliche Aktionen werden gestaltet, z.B. eine besondere Beleuchtung bekannter Gebäude, Dichterlesungen, Begegnungen mit Zeugen, Projekte in Schulen. Auch die Stadtverwaltung Rheinstetten setzt ein Zeichen und beteiligt sich am Aktionstag. Hierzu wird ein Teil des Rathauses Mitte die Nacht hindurch beleuchtet.
Mehrere Male hat Papst Franziskus dazu aufgerufen, den Einsatz gegen jede Form von Gewalt und somit auch gegen die Todesstrafe zu vergrößern. Er bezeichnet die Todesstrafe als „eine unmenschliche Maßnahme, die in jeglicher Weise ihrer Anwendung gegen die persönliche Würde verstößt“.
Im letzten Jahr wurden wieder Erfolge auf dem Weg der Abschaffung der Todesstrafe erzielt. Im Dezember 2024 wird die Generalversammlung der Vereinten Nationen zum wiederholten Mal eine Resolution über ein universales Moratorium der Todesstrafe verabschieden (2022 haben 125 Länder für ein Hinrichtungsmoratorium gestimmt, zwei mehr als bei der Abstimmung 2020).
Nach der Zentralafrikanischen Republik und Sambia hat 2023 das Parlament von Ghana für die Abschaffung der Todesstrafe gestimmt. Afrika ist somit dabei, nach Europa der zweite Kontinent ohne Todesstrafe zu werden. Im Juli trat in Pakistan die Abschaffung der Todesstrafe für Drogendelikte in Kraft und die obligatorische Abschaffung der Todesstrafe in Malaysia. In Japan ist der 88jährige Iwao Hakamada in diesem Oktober nach 45 Jahren im Todestrakt entlassen worden, was die Debatte um eine Abschaffung fördern könnte.
Leider bleiben besorgniserregende Nachrichten nicht aus. Insbesondere sind in Krisengebieten steigende Vollstreckungszahlen zu registrieren, auch die Zahl der Todesurteile hat zugenommen. Todesurteile werden häufig wegen Drogendelikten verhängt und sind nicht selten von Diskriminierung der Ärmsten und Schwächsten geprägt. Auch können regimekritische Äußerungen zu Todesurteil und Hinrichtung führen, wie dies in Myanmar geschehen ist. In Alabama/USA wurde in diesem Jahr Kenneth Smith mit einer Methode hingerichtet (Stickstoff-Erstickung), die nicht einmal für Tiere erlaubt ist. In der Demokratischen Republik Kongo wurde die Todesstrafe leider wiedereingeführt. Im Iran hat die deutsche Staatsangehörigkeit Djamshid Sharmahd nicht vor der Hinrichtung bewahrt, auch wenn er kurz zuvor verstorben ist. Diese Tatsache weist darauf hin, dass es keine Skrupel gibt und man Proteste weniger fürchtet. Daher bleibt die Bedeutung dieses globalen Einsatzes für eine Kultur des Lebens dringend erforderlich.
Die Gemeinschaft Sant’Egidio ist eine christliche Laienbewegung in ca. 70 Ländern der Welt, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt. Im September 2024 wurde in Paris ein großes internationales Friedenstreffen der Weltreligionen zum Thema „Imagine Peace“ organisiert, an dem auch der französische Präsident Macron teilgenommen hat (meetingforpeace.santegidio.org). Seit 1998 engagiert sie sich gegen die Todesstrafe und setzt sich mit der World Coalition against the Death Penalty für ihre universale Abschaffung ein. Sie hat mit anderen Organisationen 2002 die Aktion „Cities for life – Städte für das Leben/Städte gegen die Todesstrafe“ ins Leben gerufen. Der 30. November wurde für den Aktionstag gewählt, weil an diesem Tag im Jahr 1786 das Großherzogtum Toskana als erster Staat der Welt Folter und Todesstrafe für abgeschafft erklärte. Mitglieder von Sant’Egidio pflegen weltweit Hunderte von Brieffreundschaften mit Todeskandidaten und sind weltweit im Einsatz für eine Humanisierung der Haftbedingungen in Gefängnissen insbesondere in Afrika engagiert.
Weitere Informationen befinden sich im Internet unter www.santegidio.org bzw. http://nodeathpenalty.santegidio.org/en