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4. Erklärung des Oberbürgermeisters Sebastian Schrempp zur aktuellen Lage

| Corona-Erklärungen-OB


Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

heute Morgen habe ich an meinen Geburtstag zurückgedacht, der genau eine Woche zurück liegt. Der Ausbruch der Pandemie hat gerade auch in Deutschland an Dynamik gewonnen, an Feiern war nicht zu denken. Wir redeten in Baden-Württemberg von ungefähr 450 nachgewiesenen COVID-19-Infektionen, Deutschlandweit gingen wir im Krisenstab von 2.745 Erkrankten aus. Die Zahl der nachgewiesenen Erkrankungen in Italien wurde mit 24.860 angegeben. Mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern habe ich darüber diskutiert, welche Maßnahmen für unsere Stadt verhältnismäßig sein könnten, welche als übertrieben erscheinen.

Nur sieben Tage später ist die Antwort klar: Wir müssen gemeinsam alle uns möglichen Maßnahmen ergreifen. Denn die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Wir stehen heute in Baden-Württemberg nicht mehr bei 450, sondern bei 2.184 nachgewiesenen Infektionen. Deutschlandweit stieg die Zahl von 2.745 auf 13.083. Im gleichen Zeitraum in Italien von 24.860 auf 35.713.

Und so haben wir in Rheinstetten Allgemeinverfügungen erlassen, deren Inhalt alles an Entscheidungsgewicht übertrifft, das ich je in meinen Jahren im Amt des Oberbürgermeisters für meine Stadt beschlossen habe.

Mir schmerzt das Herz, denn wir haben den Vereinen, den Kirchen, den Menschen in unserer Stadt das Wichtigste untersagt, das wir haben: unsere Gemeinschaft!

Und dennoch ist Gemeinschaft gerade in diesen Tagen das Wichtigste in unserer Stadt.

Gemeinsam handeln, damit wir gesund bleiben.
Gemeinsam handeln, damit unsere Familienmitglieder gesund bleiben.
Gemeinsam handeln, damit unsere Freunde und Nachbarn gesund bleiben.

Ich bin vielen Menschen in unserer Stadt unendlich dankbar, für ihr umsichtiges Verhalten in den letzten Tagen. Geschäftsleute haben von sich - aus Verantwortung unserer Gesellschaft gegenüber – die angeordnete Schließung ihrer Geschäfte nicht nur akzeptiert, sondern auch vorgezogen. Restaurants haben sofort geschlossen, obwohl sie unter Auflagen weitermachen dürften. Was für ein wirtschaftlicher Schaden für unsere Händler und Unternehmer.

Familien bleiben zu Hause und entdecken die Gemeinsamkeit neu, gehen behutsam aus dem Haus und dort anderen Menschen aus dem Weg. Es ist deutlich weniger Fuß-, Rad- und PKW-Verkehr in unserer Stadt unterwegs. Das wird helfen.

Doch wo bleibt das Gefühl für die Gesamtgemeinschaft unserer Stadt bei einem kleinen Teil unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger?

Wir registrieren Verabredungen zum Grillen am Epple-See und Shisha-Partys von Jugendlichen. Wir erleben Partys rund um das Schulzentrum. Die angefertigten Bilder und Videos der Partys werden dann wie zum Spott den Jugendlichen geschickt, die total „uncool“ zu Hause bleiben.

Wir erleben Familien, die die Zeit gemeinsam beim Einkaufen mit allen Kindern verbringen. Wir erleben Rentnerinnen und Rentner, die sich zu Radtouren treffen und mit Küsschen begrüßen.

Denken die „Jungen“, das Virus kann ihnen nichts anhaben? Und solange das Rausgehen nicht über eine "Ausgangssperre" verboten ist, können sie gemeinsam mit den Kumpels losziehen? Erstens: Auch wenn es keine Ausgangssperre gibt, ja, es ist verboten. Die Rechtverordnung des Landes Baden-Württemberg regelt in §3 Absatz 3: Sonstige Versammlungen und sonstige Veranstaltungen sind untersagt. Das gilt auch für die Ansammlung von Jugendlichen mit Grill und Shishas am Epplesee, am Fermasee oder rund um das Schulzentrum. Zweitens: Auch junge Menschen sterben an den Folgen der Krankheit. Es gibt keine Vollkaskoversicherung gegen das Virus.

Ich empfehle den Ausflugsgruppen, sich endlich mit dem zu befassen, was gerade um uns herum passiert und viele Länder zu drastischen Maßnahmen greifen lässt. Die Wirtschaftssysteme, die Kulturszene, die Vereinsaktivitäten, das Privatleben werden nicht ohne Grund nur so zum Spaß heruntergefahren. Die Zeitungen und das Internet sind voll mit Informationen über das, was gerade Dramatisches in Italien, Frankreich, Spanien und AUCH bei uns passiert. Ich wiederhole mich: Ärzte und Pflegepersonal müssen derzeit in europäischen Ländern (!!!) darüber entscheiden, wer noch behandelt wird und wer nicht! Menschen, die zum Helfen und Heilen geboren sind, müssen dort über Leben und Tod entscheiden. Frankreich ist das Nachbarland von Deutschland. Das Virus kennt keine Grenzen. Bitte kommt alle zur Vernunft. Das hier ist wirklich kein Videospiel an der Konsole mit mehreren Leben. Das ist hier auch keine Übung für den Ernstfall. Das hier ist REALITÄT. Und in 14 Tagen müssen die Ärzte hier in Karlsruhe vielleicht entscheiden, ob sie DEINE Oma oder DEINEN Vater noch beatmen. Wir haben in Rheinstetten mehrere Krankheitsfälle, auch mit ernstem Verlauf.

Eure, unsere zukünftige Gesundheit ist es wert, auf ein Stück heutiger Freiheit zu verzichten. Bitte bleibt, wann immer es geht, zu Hause und haltet Abstand voneinander.

Liebe Omas, liebe Opas, liebe Eltern, liebe Jugendliche und Kinder, der französische Staatspräsident hat gesagt, sein Land befindet sich im Krieg gegen das Coronavirus. Nein sage ich, so ist es nicht. Denn Kriege werden mit Waffen geführt. Gegen das Coronavirus helfen keine Waffen. Gegen das Coronavirus hilft nur eine Offensive der Gemeinsamkeit und Solidarität aller Bevölkerungsgruppen. Gegen das Coronavirus helfen nur der Verzicht, die Vorsicht und der Wille, andere nicht fahrlässig in Gefahr zu begeben.

Lasst uns zusammen durch Verzicht und Rücksichtnahme in unserer Stadt Leben retten. Deshalb bleiben wir, wann immer es geht, zu Hause und sind dankbar für all die Menschen, die für uns ihren Dienst leisten. Im Gesundheitsbereich, in unserer Lebensmittelversorgung, bei der Versorgung mit Strom und Wasser, in den Rathäusern und Bauhöfen und an vielen Stellen mehr. Die Menschen dort machen gerade einen großartigen Job und stützen trotz der eigenen Unsicherheit unsere Stadtgemeinschaft. Verlassen wir uns doch einfach darauf, dass die, die für uns alle „rausmüssen“, den Laden für uns werfen. Gerade dann, wenn wir das Wichtigste für unsere Gesellschaft machen:

ZU HAUSE BLEIBEN.

Herzlichst

Ihr

Sebastian Schrempp


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