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100 Jahre Frauenwahlrecht - eine Ergänzung

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Bild einer Einladung zur Wahl der Abgeordneten zur verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung
Verfassungsgebende Versammlung: 1919 durften Frauen erstmals wählen und gewählt werden.

Die Aussage in dem Beitrag zum Frauenwahlrecht vom 07.03.2109, dass es bis zum Jahr 1971 dauerte, bis in den Stadtteilen des heutigen Rheinstettens erstmals Frauen für den Gemeinderat kandidierten, war nicht korrekt. Richtig ist, dass im Jahr 1971 erstmals eine Frau tatsächlich in den Gemeinderat einzog. Für das Amt kandidiert haben Frauen auch im heutigen Rheinstetten schon in den Jahren davor.

Im Gegensatz zu heute sah die Badische Gemeindeordnung aus dem Jahr 1921, die in der Zeit der Weimarer Republik in Kraft war, zwei Gremien als gewählte Organe einer Gemeinde vor. Zum einen war dies der Bürgerausschuss und zum anderen der Gemeinderat. Der Bürgerausschuss hatte in unseren Gemeinden 36 bzw. 48 Mitglieder, der Gemeinderat bestand aus sechs Mitgliedern. Leider sind die Unterlagen zu beiden Gremien im Stadtarchiv nur noch bruchstückhaft überliefert, so dass deren Mitglieder und schon gar nicht mehr die zur Wahl stehenden Kandidaten festgestellt werden können. Es ist aber davon auszugehen, dass in den Gemeinderäten in diesen Jahren keine Frauen vertreten waren, wohingegen in dem größeren Gremium, dem Bürgerausschuss möglicherweise die eine oder andere Frau einen Sitz einnahm. Während der Herrschaft des Nationalsozialismus wurden auch die Kommunen nach dem Führerprinzip umstrukturiert und die Frauen generell aus allen politischen Ämtern gedrängt.

Mit dem demokratischen Neubeginn nach 1945 eröffnete sich für Frauen wieder die Möglichkeit zur politischen Teilhabe. Auf kommunaler Ebene bedeutete dies vor allem ein Engagement in den seit 1946 wieder zu wählenden Gemeinderäten. So bewarben sich in Forchheim bei der Gemeinderatswahl am 28. Januar 1951 zwei Frauen um einen Sitz im Gemeinderat. Für die CDU bewarb sich die Fürsorgerin Johanna Fütterer, geboren 1915. Für den Block der Vertriebenen und Heimatentrechteten (BHE) ließ sich die Rentnerin Juliana Handl, geboren 1896, aufstellen. Beide Frauen erzielten ein beachtliches Ergebnis, es reichte aber nicht zum Einzug in den Gemeinderat, wobei Johanna Fütterer von der CDU dazu lediglich 15 Stimmen fehlten. Auch bei der nächsten Wahl am 15. November 1953 bewarb sich nochmals eine Frau auf der Liste des BHE, die Hausfrau Maria Hanusch. Auch sie wurde aber nicht in das Gremium gewählt.
In Mörsch trat bei der Wahl am 11. November 1956 die Hausfrau Lina Schullerer, geboren 1904, als Kandidatin für die CDU an. Lina Schullerer war sozial engagiert und unter anderem über viele Jahre im Vorstand des Müttervereins Mörsch (heute Katholische Frauengemeinschaft) aktiv. Auf sie entfielen bei der Wahl 858 Stimmen, wobei sie knapp 75% ihrer Stimmen von Frauen erhielt. Damit bekam sie auf der Liste der CDU mit dem geringen Abstand von 17 Stimmen die drittmeisten Stimmen. Da die CDU aber nur zwei Sitze im Gemeinderat erhielt, verpasste Lina Schullerer knapp den Einzug in das Gremium.
Nachdem diese vier Kandidaturen von Frauen nicht erfolgreich waren, dauerte es dann bis zum Jahr 1971, bis wieder Frauen zur Wahl antraten und mit Magda Kalkbrenner in Forchheim die erste Frau in den Gemeinderat eines Rheinstettener Stadtteils einziehen konnte.


Stadtarchiv Rheinstetten


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