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10. Erklärung des Oberbürgermeisters Sebastian Schrempp zur aktuellen Lage

| Corona-Erklärungen-OB


Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

Passbild Oberbürgermeister Sebastian Schrempp

in den letzten Wochen hat das Infektionsgeschehen im Landkreis, aber vor allem in Rheinstetten, an Fahrt aufgenommen. Die Anzahl der zeitgleich bestätigten Infektionen mit dem Corona-Virus (SARS-COV-2) ist so hoch wie noch nie in Rheinstetten.

Das ist für mich der richtige Zeitpunkt, Sie wieder an meinen Gedanken teilhaben zu lassen. Meine Gedanken zu einer Entwicklung in unserer Gesellschaft aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Corona-Virus.

Der Lockdown im März dieses Jahres hat tiefe Spuren in unserer Stadt hinterlassen. Leere Straßen und Plätze, geschlossene Geschäfte und Gastronomiebetriebe, Kontaktbeschränkungen mit Auswirkungen auf unsere Kirchen und Vereine, aber auch getrennte Familien- und Freundeskreise haben unseren Alltag bestimmt. Unsicherheit, Hoffnung, Wut und Verzweiflung lagen nahe beieinander. Die Sorge um unsere Gesundheit und/oder um die persönlichen wirtschaftlichen Verhältnisse bestimmten in vielen Wohnungen den Alltag. Und die zunehmende Einsamkeit all derer, die alleine unter uns verweilen.

Wie waren wir froh, als wir im Mai und Juni Schritt für Schritt wieder zurückgekehrt sind in ein Leben mit Geselligkeit im öffentlichen Raum, mit kleineren Veranstaltungen, mit Vereins- und Kirchenarbeit, mit Familientreffen, mit einem Besuch von Freibädern und Badeseen. Was bei den Maßnahmen zum Lockdown zu beobachten war, galt damals auch für die Maßnahmen der Lockerungen. Dem einen ging es nicht schnell genug, dem anderen erschienen die Maßnahmen für zu weitreichend. Und an dieser Diskussion stehen wir gerade auch wieder. Es ist fast schon zu einem Glaubenskrieg der Befürworter und Gegner von Maßnahmen geworden: Was ist jetzt zu tun, was ist zu unterlassen? Sicher ist für mich: Den einen Weg zum Umgang mit dieser Pandemie gab und gibt es bis heute nicht. Wir können und wir wollen uns nicht alle in unseren Häusern und Wohnungen einigeln - wir können aber auch nicht so tun, als ob es dieses Virus mit seinem Potential zu sehr schweren Krankheitsverläufen nicht gäbe. Eines können wir aber, egal auf welcher Seite der Diskussion wir stehen, zusammen erreichen. Und das ist: Ruhe bewahren, das Geschehen analysieren und dann gemeinsam handeln.

Und so sind wir bis Anfang Oktober in Rheinstetten gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Dies liegt an unser aller Mitwirken durch einen umsichtigen Betrieb von Kindergärten, Schulen, Vereinen und vielen anderen Einrichtungen. Dafür danke ich Ihnen.

Wir haben gesehen, dass die Badeseen, der Vereinssport mit Körperkontakt, die gastronomischen Aktivitäten, die Wiederaufnahme des Schul- und Kindergartenbetriebes, die Angebote der Jugend- und Seniorenarbeit in unserer Stadt - trotz mancher Befürchtungen - keine Hotspots entwickelten. Über die einzelnen Angebote haben wir im Rathaus im Vorfeld lange diskutiert und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass manche Dinge vertretbar sind. Manchem haben wir aber auch aus Überzeugung die Zustimmung verweigert. Mir zeigt dies, dass es geboten ist, Normalität in unserem Leben auch weiterhin zuzulassen. Wenn auch angepasst an die jeweiligen Entwicklungen und auch unter Berücksichtigung der einzelnen Bereiche. Mit dieser differenzierten Betrachtung wollen wir in Rheinstetten in den Herbst und Winter starten.

Blicken wir auf das aktuelle Infektionsgeschehen, so stellen wir auf den ersten Blick eine starke Zunahme in den letzten beiden Wochen fest. Während im August 70 Prozent der Infektionen bei uns im Landkreis über Urlaubsrückkehrer eingetragen wurden, so hat sich das Bild nun geändert. Die meisten Infektionen finden landkreisweit betrachtet derzeit innerhalb der Familien statt. Dies trifft für uns in Rheinstetten in besonderem Maße zu. Die Infektionen innerhalb von Familien führen dazu, dass letztendlich auch Kinder betroffen sind. Und dies hat zweifelsohne Auswirkungen auf unseren Betrieb in Schulen und Kindergärten. So haben wir in der vergangenen Woche drei Schulklassen in Quarantäne und somit nach Hause geschickt. Diese klassenscharfe Vorsichtsmaßnahme soll die Gefahr einer Infektionsweitergabe verhindern und dient der Aufrechterhaltung des Schul- und Kindergartenbetriebes. Ich stehe in regelmäßigem Kontakt mit den betroffenen Schulen, damit wir ggf. weitere Maßnahmen frühzeitig ergreifen und Verbindungen zu schulbegleitenden Angeboten und zu Vereinen prüfen können.

Neben den Häufungen innerhalb von Familien können wir derzeit in Rheinstetten keine anderen Infektionsschwerpunkte ausmachen. Und so spielt momentan auch das Infektionsgeschehen, welches aus der Arbeit unserer Vereine und Kirchen oder aus größeren Veranstaltungen unter Beachtung der Hygienevorgaben entspringen könnte, keine nennenswerte Rolle.

Dieser Erkenntnis sollten wir gemeinsam Rechnung tragen, indem wir auch im privaten Umfeld wieder verstärkt auf die Einhaltung der Regelungen zu Abstand und Hygiene achten und unsere Kontakte wieder etwas zurücknehmen. Ich weiß, dass ich hier viel von Ihnen abverlange. Ich bin mir sicher, dass es uns so gelingen kann, die Zahl der Infektionen in dem Rahmen zu halten, mit dem unsere Gesundheitsämter und das Gesundheitswesen umgehen können.

Und dann? Dann braucht es auch hoffentlich keinen Lockdown mit der Einstellung der meisten Aktivitäten. Dann können wir weiterhin soziale Kontakte pflegen und an gemeinschaftlichen Aktivitäten teilnehmen - aber mit entsprechender Vorsicht. Mit Abstand. Unter Einhaltung der Hygieneempfehlungen. Und dem Tragen einer Alltagsmaske, wo immer vorgeschrieben, empfohlen oder aus eigenem Gefühl heraus erforderlich.

Aber was es heute schon nicht braucht, das sind Hamsterkäufe. Diese Erfahrung sollten wir im März und April dieses Jahres bereits gemacht haben: Es ist genug von allem und für jeden da.

Angst war noch nie ein guter Ratgeber, wir dürfen jetzt auch nicht in Panik verfallen. Es war vorhersehbar, dass die Zahlen steigen, wenn wir die Köpfe wieder enger zusammenstecken und aufgrund der Witterung geschlossene Räumlichkeiten aufsuchen. Dies gilt es in Zukunft verstärkt bei unseren Aktivitäten zu berücksichtigen. Wir müssen auch nicht mit dem Finger auf andere zeigen und schon gar nicht auf Menschen, die sich eine Infektion eingefangen haben. Das kann jedem von uns passieren. Aber aufeinander aufpassen, das sollten wir. Aber das sollten wir - unabhängig von der aktuellen Situation - eigentlich immer. Und dann kommen wir auch gut durch die nächsten Wochen und Monate. Gemeinsam statt einsam!

 

Herzliche Grüße, bleiben Sie gesund.

Sebastian Schrempp


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