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Mörsch

Historische Kurzfassung des Stadtteils Mörsch

Ein kurzer Streifzug durch die Mörscher Geschichte

Historisches Foto der Kirche in Mörsch

Aufgrund seiner begünstigten Lage am Oberrhein kann Mörsch auf eine lange Geschichte zurück blicken. Erste Besiedlungsspuren finden sich in Mörsch aus römischer Zeit. Verschiedene Funde lassen darauf schließen, dass auf der Gemarkung ein römischer Gutshof stand. Durch Reihengräberfunde ist Mörsch als Siedlung des 7.-8. Jahrhunderts nachgewiesen. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Schenkungsurkunde Kaiser Otto I. an den Speyerer Bischof im Jahr 940 n. Chr. Im 11.–13. Jahrhundert gehörte Mörsch zum Besitz der Grafen von Eberstein sowie zum Kloster Weißenburg. Seit 1291, unterbrochen durch eine Verpfändung an das Kloster Herrenalb von 1306-1350, gehört es zur Markgrafschaft Baden. Bei der Teilung der Markgrafschaft im 16. Jahrhundert fiel Mörsch an die Linie Baden-Baden.

Mörsch entwickelte sich im Mittelalter als Haufendorf mit umliegenden Gewannfluren. Die Menschen lebten als Hörige im Gefüge eines Hofguts. In Mörsch befanden sich mehrere solcher Hofgüter. Im Hochmittelalter verbesserten sich die Besitzrechte der Bauern, aber die Abgaben an die Grundherren stellten große Belastungen dar. Es entwickelte sich eine Dorfherrschaft, an deren Spitze der Schultheiß stand.

1378 wurde in Mörsch die erste Kirche erbaut. Zugleich wurde Mörsch selbstständige Pfarrei, bis dahin gehörte der Ort kirchlich zu Forchheim. Im Zuge der Reformation und den nachfolgenden konfessionellen und politischen Streitigkeiten mussten die Einwohner von Mörsch mehrfach die Konfession wechseln, ehe die Markgrafschaft seit 1622 endgültig katholisch blieb. 1849 wurde anstelle der alten Kirche auf dem Pfarrbuckel die heutige St. Ulrich Kirche errichtet. Zu dieser Zeit wurde auch der Friedhof an seinen heutigen Platz verlegt.

Im 17. und 18. Jahrhundert hatte die Bevölkerung immer wieder unter kriegerischen Ereignissen zu leiden. Durch die Verwüstungen des 30-jährigen Krieges und die Pestausbrüche verringerte sich die Einwohnerzahl von Mörsch auf rund ein Viertel. Durch die Nähe zur französischen Grenze wurde Mörsch auch im Pfälzischen und im Spanischen Erbfolgekrieg um 1700 in Mitleidenschaft gezogen. Der Bau der Ettlinger Linie als Verteidigungsanlage fällt in diesen Zeitraum.

Im 18. und besonders im 19. Jahrhundert kam es allgemein zu einem starken Bevölkerungswachstum. In Mörsch lebten 1812 828 Personen und 1885 bereits 2341. Dies führte zu einem starken Wachstum der Orte und im Zusammenhang mit der Realteilung zu einer Verarmung der Bevölkerung. Rund 100 Personen suchten daher im 18. Jahrhundert ihr Glück in der Auswanderung nach Südosteuropa und im 19. Jahrhundert wanderten über 600 Personen vorwiegend nach Nordamerika aus.

Mit der Industrialisierung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wandelte sich Mörsch vom Bauerndorf hin zur Arbeiterwohngemeinde. Vornehmlich die Männer fanden ihr Auskommen in der aufstrebenden Stadt Karlsruhe, die Mörscher waren überwiegend als Maurer im Bauhandwerk tätig. Der Bau der Lokalbahn 1890 begünstigte diese Entwicklung, der Arbeitsplatz war nun schneller zu erreichen. Die Familien betrieben nebenher noch eine kleine Landwirtschaft zur Deckung des Eigenbedarfs.

Aus Mörsch arbeiteten aber um die Jahrhundertwende auch viele Frauen in Karlsruhe, vornehmlich in der Lumpensortieranstalt Vogel & Schnurrmann. Diese Firma errichtete 1904 auch den ersten Kindergarten in Mörsch für die Kinder ihrer Arbeiterinnen. Dieser wurde von den Gengenbacher Schwestern betreut, ein weiterer Kindergarten der Pfarrgemeinde kam bald noch hinzu. Die steigenden Bevölkerungszahlen zwangen die Gemeinde, immer neue und größere Schulgebäude zu errichten. Allein zwischen 1822 und 1912 wurden vier Schulgebäude neu errichtet.

Der erste Weltkrieg traf auch die Mörscher Bevölkerung hart. 152 Gefallene waren zu beklagen. Durch die vielen Bauhandwerker im Ort konnte aber auch in den Zeiten der Wirtschaftskrise in den 1920er und 1930er Jahren ein neues Baugebiet „jenseits der Bahnlinie“ entstehen. Seit den 1930 Jahren bestand auch eine zentrale Wasserversorgung.

Politisch teilte sich Mörsch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in zwei Lager, zum einen in die Anhänger der Zentrumspartei, zum anderen in die Unterstützer der SPD bzw. der KPD. Die Herrschaft der Nationalsozialisten ab 1933 prägte mit ihren Organisationen auch den Alltag der Mörscher. Als Bürgermeister wurden Mitglieder der NSDAP eingesetzt, zuletzt Karl Herrmann, zugleich Ortsgruppenleiter der NSDAP. 1933 bzw. 1935 erfolgte das Verbot der Arbeitervereine und der katholischen Organisationen, die bis dahin den Ort maßgeblich geprägt hatten. Seinen Mut und seine Aufrichtigkeit bezahlte Pfarrern Anton Fränznick, der von 1925 bis 1940 in Mörsch tätig war, mit dem Leben, er starb 1942 im KZ Dachau.

1938/39 wurde Mörsch in den Westwall einbezogen, es wurde zu einer Festung mit rund 50 Bunkern und einem Tankgraben ausgebaut. 270 Mörscher fielen im 2. Weltkrieg. Nach der Einnahme des Ortes durch die französische Armee in den ersten Apriltagen 1945 beschoss die Wehrmacht den Ort mit Artillerie. Durch den Beschuss wurde der Ortskern vollständig zerstört, zahlreiche Soldaten und Zivilisten starben.

Nach dem Ende des Krieges gehörte Mörsch zunächst der französischen und dann der amerikanischen Besatzungszone an. Die Einsetzung unbelasteter Bürgermeister und die ersten Gemeinderatswahlen 1946 markieren den demokratischen Neubeginn. Der Wiederaufbau ging zügig voran, 1949 konnte die Kirche wieder eingeweiht werden. 1951 wurde das Rathaus neu errichtet.

Ab den 1950er-Jahren erlebte Mösch einen großen Aufschwung. Neue Baugebiete wurden erschlossen, der Ort dehnte sich bis an die B 36 und in das Tiefgestade aus. Die Albert-Schweitzer-Schule und das Hallenbad wurden erbaut. 1981 konnte das evangelische Gemeindezentrum eingeweiht werden und 1984 wurde die evangelische Gemeinde Mörsch/ Neuburgweier errichtet. Maßgeblichen Anteil an der Entwicklung hatten die Bürgermeister Bernhard Rihm und Josef Winter.

Der Bau des Bildungszentrums gemeinsam mit Forchheim und Neuburgweier ab 1969 bildeten den Beginn einer engen Zusammenarbeit der drei Gemeinden, die schließlich nach langwierigen Verhandlungen und unter großem politischem Druck zu einem Zusammenschluss der drei Gemeinden zum 1.1.1975 führte.


Weitere Informationen zur Geschichte von Mörsch:

Dauerausstellung im Museum zur Siedlungsgeschichte im PAMINA-Raum

Stadt Rheinstetten (Hrsg.): 25 Jahre Rheinstetten, 2000

Gemeinde Mörsch (Hrsg.): 1000 Jahre Mörsch, 1950